Chorus Clean Energy - Aufstieg und Integration
Es war einmal ein vielversprechendes Unternehmen namens Chorus Clean Energy, das 1998 in Neubiberg bei München gegründet wurde und sich zu einem der führenden Anbieter für Investitionen in erneuerbare Energien entwickelte. Die Geschichte von Chorus ist jedoch gleichzeitig eine der erfolgreichsten Übernahme-Storys der deutschen Energiewende: 2016 wurde das Unternehmen von Capital Stage übernommen und 2018 in die heutige Encavis AG integriert – einem der größten unabhängigen Betreiber von Solar- und Windparks in Europa mit über 3,5 Gigawatt Gesamtleistung. Diese Erfolgsgeschichte zeigt eindrucksvoll, wie sich die Branche der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren konsolidiert und professionalisiert hat.
Von der Vision zur Marktreife – Die Anfangsjahre
1998 war ein Jahr der Aufbruchsstimmung in der Energiebranche. Peter Heidecker, Heinz Jarothe und Holger Götze – alle drei mit langjähriger Erfahrung in leitenden Positionen bei Banken und Versicherungen – gründeten Chorus mit der Vision, institutionellen Investoren professionelle Betreuung bei Investitionen in Energie-Anlagen zu bieten. Bereits 2006 spezialisierte sich das Unternehmen vollständig auf erneuerbare Energien und erkannte damit früh das Potenzial der Energiewende.
Das Geschäftsmodell war von Anfang an durchdacht: Chorus bot sowohl Direktinvestments in Einzelanlagen als auch Investitionen in diversifizierte Portfolios an. Das Unternehmen übernahm dabei das komplette Management – von der Transaktion bis zur Wiederveräußerung. Diese ganzheitliche Betreuung machte Chorus zu einem gefragten Partner für institutionelle Investoren, die von der Energiewende profitieren wollten, aber nicht das Fachwissen für eigene Investments hatten.
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Strategische Unternehmensstruktur für maximalen Erfolg
Was Chorus von vielen Wettbewerbern unterschied, war die professionelle Unternehmensstruktur. Das Unternehmen bestand aus drei spezialisierten Tochtergesellschaften, die perfekt aufeinander abgestimmt waren und alle Aspekte des Investmentprozesses abdeckten. Diese Struktur ermöglichte es, 25 hochqualifizierte Mitarbeiter optimal zu organisieren – eine Mischung aus Wirtschaftswissenschaftlern, Juristen und Ingenieuren.
Chorus Vertriebs GmbH
Diese Gesellschaft war für die Betreuung und Akquise von Investoren zuständig. Hier wurden die Kundenbeziehungen gepflegt und neue institutionelle Anleger gewonnen. Das Team verstand es, die komplexen technischen und finanziellen Aspekte erneuerbarer Energien so zu erklären, dass auch Investoren ohne Branchenerfahrung fundierte Entscheidungen treffen konnten.
Clean Energy Assetmanagement GmbH
Das Herzstück des Unternehmens übernahm die kaufmännische Beratung und das operative Anlagenmanagement. Hier wurden die Solar- und Windparks überwacht, optimiert und verwaltet. Die Experten sorgten dafür, dass die Anlagen maximale Erträge erzielten und technische Probleme schnell behoben wurden.
Clean Energy Advisor GmbH
Diese Gesellschaft kümmerte sich um das strategische Portfoliomanagement. Hier wurden Investitionsentscheidungen getroffen, Risiken bewertet und Portfolios zusammengestellt. Die Advisor-Experten hatten den Überblick über den gesamten europäischen Markt und konnten so optimale Investitionsgelegenheiten identifizieren.
Beeindruckende Wachstumszahlen und Marktposition
Die Zahlen sprachen für sich: Bereits 2014 betreute Chorus fast 100 Projekte im Bereich Photovoltaik und Windenergie für Investoren. Die Solar- und Windprojekte, die das Unternehmen bis Ende 2013 realisiert hatte, erzeugten etwa 285.000 MWh Strom pro Jahr – genug, um etwa 100.000 Zwei-Personen-Haushalte mit grüner Energie zu versorgen. Diese beeindruckende Leistung unterstrich die Kompetenz des Unternehmens im operativen Geschäft.
Das Wachstum setzte sich kontinuierlich fort: 2016 verwaltete Chorus bereits über 90 Solar- und Windkraftanlagen in sieben europäischen Ländern mit einer Gesamtleistung von mehr als 530 Megawatt. Besonders beeindruckend war die geografische Diversifikation – von Deutschland über Frankreich bis hin zu Schweden und Großbritannien hatte sich Chorus als paneuropäischer Player etabliert.
- ✅ Über 530 Megawatt verwaltete Leistung bis 2016
- ✅ Präsenz in sieben europäischen Ländern
- ✅ Über 90 betreute Solar- und Windkraftanlagen
- ✅ Jahresproduktion von 285.000 MWh grünem Strom
- ✅ Versorgung von 100.000 Haushalten mit erneuerbarer Energie
Besonders hervorzuheben ist das soziale Engagement: Chorus gründete die Hilfsinitiative „Energie für die Welt“, die unterstreicht, dass das Unternehmen Nachhaltigkeit nicht nur als Geschäftsmodell, sondern als gesellschaftliche Verpflichtung verstand.
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Innovative Fondsprodukte für verschiedene Anlegertypen
Chorus entwickelte verschiedene Investmentlösungen, die auf die unterschiedlichen Bedürfnisse institutioneller Anleger zugeschnitten waren. Besonders erfolgreich war der Infrastructure Fund S.A. SICAV-SIF Renewables Europe I, der institutionellen Investoren durch Diversifikation über verschiedene Anlagen besonders viel Sicherheit bot. Die laufenden Ausschüttungen lagen bei attraktiven 6,5% pro Jahr mit einer Kapitalrückführung nach 10 Jahren.
Ein Highlight war der Publikumsfonds Chorus Cleantech Wind 10, der auch für breitere Anlegerkreise zugänglich war. Dieser Fonds investierte in ein breit gestreutes Portfolio von Windrädern in Europa, mit Anlagen von Hessen und Brandenburg bis nach Frankreich. Die erste deutsche Anlage „Hellberge II“ erzeugte bereits seit 2011 erfolgreich Windstrom und bewies die Kompetenz des Unternehmens im operativen Management.
Mit durchschnittlich 5,5% Rendite pro Jahr kalkulierte Chorus sehr konservativ und gab den Anlegern dadurch zusätzliche Sicherheit. Die geplante Auflösung des Fonds und Veräußerung der Windanlagen war bereits für 2020 terminiert – eine für damalige Verhältnisse kurze Laufzeit von acht Jahren, die das Vertrauen der Investoren stärkte.
Herausforderungen und strategische Neuausrichtung
Nicht alles verlief reibungslos in der Unternehmensgeschichte. 2014 sah sich Chorus gezwungen, den Anlegern nahezulegen, ihre Fondsanteile an einzelnen Projekten in Aktien am Gesamtunternehmen zu tauschen. Der Grund waren starke regionale Unterschiede bei der Performance einzelner Anlagen sowie Änderungen der Subventionsgesetze an verschiedenen Standorten, die zu unterschiedlichen Rentabilitätsentwicklungen führten.
Diese Herausforderung verdeutlichte ein grundsätzliches Problem der frühen Energiewende-Phase: Sowohl meteorologische als auch anlagenspezifische Probleme mit der Technik konnten erhebliche Auswirkungen auf die Rentabilität haben. Hinzu kamen die sich ständig ändernden politischen Rahmenbedingungen, die langfristige Planungen erschwerten.
2015 wollte Chorus mit einem Börsengang den nächsten Wachstumsschritt gehen. Die Preisspanne war bereits ausgegeben (9,75 bis 12,50 Euro), mit der rund 100 Millionen Euro am Kapitalmarkt eingenommen werden sollten. Doch die Griechenland-Krise sorgte für Unsicherheit an den Märkten, und der Börsengang wurde verschoben. Dieser Rückschlag sollte sich jedoch als Glücksfall erweisen.
Die erfolgreiche Übernahme durch Capital Stage
2016 änderte sich alles: Capital Stage AG, der SDAX-notierte Hamburger Solar- und Windparkbetreiber, unterbreitete ein Übernahmeangebot für Chorus Clean Energy. Das Angebot war für beide Seiten attraktiv: Für je drei Chorus-Aktien erhielten die Aktionäre fünf Capital Stage-Aktien. Der Kurs der Chorus-Aktie sprang daraufhin um über 15% nach oben – ein klares Zeichen dafür, dass der Markt die Transaktion positiv bewertete.
Capital Stage begründete die Übernahme strategisch: Mit dem Zusammenschluss beider Unternehmen entstand einer der größten unabhängigen Solarpark- und Windkraftanlagenbetreiber in Europa mit einer Gesamtkapazität von nahezu 1 Gigawatt. Diese Größe brachte entscheidende Vorteile bei Finanzierungen, beim Einkauf von Komponenten und bei der Risikostreuung.
Die Integration verlief erfolgreich: Capital Stage erwarb zunächst 94,42% der Anteile und führte 2017 einen Squeeze-out durch, um die restlichen Aktionäre auszuzahlen. Holger Götze, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Chorus, wurde in den Vorstand von Capital Stage berufen – ein Zeichen für die Wertschätzung der Chorus-Expertise.
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Von Capital Stage zu Encavis – Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte
2018 folgte der nächste strategische Schritt: Capital Stage benannte sich in Encavis AG um und führte damit die Marken Capital Stage und Chorus unter einem Dach zusammen. Der Name „Encavis“ steht symbolisch für die drei Säulen des Unternehmens: „Energy“ als Basis, „Capital“ als Mittel für Akquisitionen und „Vision“ für die Ausrichtung auf das Energiesystem der Zukunft.
Chorus wurde als Encavis Asset Management AG ein wichtiger Teil der neuen Struktur und blieb auf die Betreuung institutioneller Anleger spezialisiert. Die ursprüngliche Expertise von Chorus im Asset Management bildete damit eine der tragenden Säulen des neuen Konzerns. Das Geschäftsmodell erwies sich als so erfolgreich, dass Encavis kontinuierlich weitere Akquisitionen tätigte und das Portfolio ausbaute.
2024 folgte der bis dahin größte Deal: Der US-amerikanische Finanzinvestor KKR übernahm über die Holdinggesellschaft Elbe BidCo AG die Mehrheit an Encavis. An der Transaktion beteiligten sich auch die Viessmann Generations Group und ABACON CAPITAL. Nach Abschluss hielten die neuen Mehrheitsaktionäre 87,73% der Aktien, später durch ein Delisting-Angebot sogar 91,12%.
Das Vermächtnis – Pioniergeist und Professionalisierung
Die Geschichte von Chorus Clean Energy ist exemplarisch für die Entwicklung der deutschen Energiewende-Branche: Von pionierartigen Anfängen über professionelle Strukturen bis hin zur Konsolidierung in größeren, kapitalstarken Einheiten. Was 1998 als Vision von drei erfahrenen Managern begann, ist heute Teil eines der größten unabhängigen Erneuerbare-Energien-Konzerne Europas.
Die ursprünglichen Stärken von Chorus – professionelles Asset Management, diversifizierte Portfolios und fundierte technische Expertise – sind heute wichtige Säulen der Encavis-Gruppe. Mit einer Gesamterzeugungskapazität von über 3,5 Gigawatt versorgt das Unternehmen heute Millionen von Haushalten mit grünem Strom und spart jährlich mehrere Millionen Tonnen CO2 ein.
- ✅ Erfolgreiche Integration in eines der größten europäischen Erneuerbare-Energien-Unternehmen
- ✅ Erhalt der ursprünglichen Asset-Management-Expertise
- ✅ Kontinuierliche Weiterentwicklung zu einem paneuropäischen Player
- ✅ Über 3,5 Gigawatt Gesamterzeugungskapazität in der Nachfolgeorganisation
- ✅ Führende Position im institutionellen Asset Management
Besonders bemerkenswert ist, dass die ursprünglichen Geschäftsprinzipien von Chorus – konservative Kalkulation, diversifizierte Portfolios und professionelle Betreuung – heute Standards in der Branche sind. Das Unternehmen war seiner Zeit voraus und hat maßgeblich dazu beigetragen, erneuerbare Energien von einem Nischensegment zu einer etablierten Anlageklasse zu entwickeln.
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